Nachfolgend finden Sie eine Liste jener Künstler, mit denen Stephan Winkler in der einen oder anderen Weise zu kooperieren das Vergnügen hatte. Durch Klicken auf einen Namen springen Sie hinab zu jener Stelle auf dieser Seite, an der Sie etwas über die jeweilige gemeinsame Arbeit erfahren können.

 

 

 

 

Der Romancier, Dramatiker und Erzähler Thorsten Becker und StW lernten sich 2008 in Rom kennen und schätzen, wo sie (gemeinsam mit sieben weiteren Künstlern) das Jahr als Stipendiaten an der Deutschen Akademie Villa Massimo verbrachten. Zwischen beiden entstand der Wunsch, die (meist getrennt voneinander, gelegentlich aber auch gemeinsam gemachten) Römischen Erfahrungen in eine gemeinsame Arbeit einfließen zu lassen. So entstand im Herbst 2008 — eine poetische Dramatisierung für einen klingenden Darsteller, welche am 27. November 2008 im Rahmen der finale genannten Veranstaltung in der Villa Massimo ihre Premiere erlebte.

Ausgangspunkt der Arbeit waren fünf Sonette des römischen Dichters Giuseppe Gioachino Belli (1791-1863), welcher in Italien für seine Sonette in römischem Dialekt (Romanesco) bekannt ist — und für seine Biographie, welche ihn vom Verfasser bissiger Hohngedichte auf den Papst zum Mitarbeiter der päpstlichen Zensurbehörde werden ließ. In einem Verfahren, das ThB in seiner Jugend mit viel Erfolg und Spaß erprobt hatte, und das man vielleicht als onomatopoetische Nachdichtung bezeichnen könnte, schuf er ebensolche von den ausgewählten Sonetten Bellis. Diese bildeten den formalen und dramatischen Kern des Unterfangens, der schließlich in einen wilden Tanz mündete. Nach dessen Verebben wurde das Stück durch ein unabhängig davon in jenem Jahr entstandenes englisches Poem ThBs mit dem Titel ANZIO/NETTUNO beschlossen — ein bitteres Résumé in strenger Form, in milder Freundlichkeit vorgetragen von StW.
 
Ausschnitt 1

 

aus:
ER RIFUGGIO /
ER RIEF UND GING


 

[2:28]

 

Ausschnitt 2

 

aus:
LA VITA DER PAPA /
DAS LEBEN DER PÄPSTE


 

[2:42]

 

Ausschnitt 3

 

aus:
LI POLLI DE LI VITTURALI /
DIE POLITIKER WÄHLEN VELTRONI


 

[2:51]

 

Ausschnitt 4

 

aus:
LA BBELLEZZA /
DEN LETZTEN VERBELLEN DIE HUNDE


 

[2:06]

Für den musikalischen Anteil des Projekts in Form eines live modifizierbaren Zuspiels wurde ein möglichst fließendes Changieren zwischen einem klangkunstnahen Schaffen akustischer Aktionsräume und Abschnitten mit eigenständiger musikalischer Prägnanz angestrebt. Über den größten Teil des knapp 23minütigen Stückes hält sich dieser Anteil ziemlich genau in der Mitte zwischen diesen beiden Ansätzen. Diverse lokale Beitragende verhalfen dem eher atmosphärischen Aspekt des Zuspiels zu einer Note besonderer Vertrautheit. Besonders zu erwähnen wären hier Alessandro Sandrini (als akustische Verkörperung des historischen Dichters), Agnese Picari (als Sprecherin der italienischen Daten) und schließlich der unermüdliche Gärtner der Villa Massimo, Maurizio Baroncini, dessen liebstes technisches Hilfsmittel, ein nicht hörbar schallgedämpfter Minitraktor, dem Leben an der Villa einen ständig auf- und abschwellenden brummenden Grundton verlieh.

 


Alle Früchte der künstlerischen Zusammenarbeit zwischen dem Komponistenkollegen Michael Beil und StW finden Sie auf den Seiten des gemeinsamen Projekts .

 

 

David Claman und StW lernten sich kennen, als letzterer 1994/95 für ein Jahr (und mit einem Postgraduiertenstipendium des DAAD ausgestattet) im Music Department der Princeton University eingeschrieben war, von welcher DCl wenig später seinen PhD erwerben sollte. Seit jener Zeit sind beide in herzlicher und überaus anregender Freundschaft verbunden. Im Laufe des Jahres 2008 arbeitete DCl an einem hochinteressanten musikalischen Vorhaben über Jehan de Mandeville, welcher im 14. Jahrhundert einen erstaunlichen "Reisebericht" ins Heilige Land, nach Indien, in den Fernen Osten und das Königreich des Priesterkönigs Johannes verfasste, welcher für damalige Verhältnisse große Verbreitung fand. Für die Clamansche Komposition mit dem Titel , die Sie komplett auf der MySpace-Seite des Komponisten anhören können, hatte StW (neben anderen Beitragenden) das Vergnügen eine der zugrundeliegenden Textpassagen aus dem erwähnten mittelalterlichen Werk einzulesen.

 

 

 

Wie sicherlich die meisten Eugen-Egner-Fans, lernte auch StW von diesem zunächst das zeichnerische Werk kennen: undenkbar, es nicht sofort als höchst amüsant und reizvoll eigenwillig ins Herz zu schließen. Erst ein paar Jahre später entdeckte StW auch das bedeutende literarische Schaffen Eugen Egners. Etwa zu jener Zeit war es auch, dass StW ein verlockendes Angebot eine Oper zu schreiben ablehnte, da es ihm zu jenem Zeitpunkt nicht möglich schien, einen sinnvollen und der großen Tradition gewachsenen Beitrag zu diesem als durch und durch abgerockt empfundenen Genre beizusteuern. In den folgenden Jahren erwies sich aber der Gedanke, eine befriedigende Lösung für die zahlreichen Fragen, die diese Gattung in unserer Zeit aufwirft,  eine akzeptable, ja möglichst reizvolle Lösung zu finden (neben all jenen Schwierigkeiten, die sie zu allen Zeiten besaß und die Karl Kraus in seinem bewährt scharfzüngigen Text Grimassen über Kultur und Bühne von 1909 umriss), als ein mit schöner Regelmäßigkeit wiederkehrender, zunächst als lästig empfundener, schließlich aber mit offenen Armen willkommen geheißener Gast. Nach der Lektüre einiger Romane und Erzählungen Eugen Egners wurde immer deutlicher, dass einige derselben exakt die Art von Materie besaßen, aus welcher auch heute ein gelungenes und zeitgemäßes Musiktheater entstehen könnte. Bevor dieser Plan überhaupt konkretere Gestalt annehmen konnte, bot sich eine Gelegenheit zur Zusammenarbeit, die — obgleich auch gewissermaßen musiktheatralisch — trotzdem eine etwas andere Orientierung besaß, als die für die Oper ins Auge gefasste. StW erreichte im Jahre 2005 die Bitte des engagierten Bad Schwartauer Musiklehrers Ernst-Günter Hinz, eine kurze, etwa fünfminütige dramatische Szene für Schüler zu schreiben: für die Schüler seines Gymnasiums nämlich.

 

So entstand das 2006 uraufgeführte Werk , dessen Vorlage eine Bildgeschichte Eugen Egners bildet, welche Sie hier ansehen können.

 

Von dem großen Projekt der gemeinsamen Oper wird hingegen schon sehr bald an dieser Stelle zu lesen sein. In der Zwischenzeit sei es gestattet, ein paar Passagen aus jenem oben erwähnten Text von Karl Kraus zu zitieren, der (auch wenn man Kraus' Verteidigung der Offenbachschen Operette nicht zu folgen gewillt sein mag) einige sehr präzise Beobachtungen zu den grundsätzlichen Problemen der Gattung Oper enthält.

Eugen Egner: Die Königstochter des Lokführers (Oper)

"Der Gedanke der Operette ist Rausch, aus dem Gedanken geboren werden; die Nüchternheit geht leer aus. Dieses graziöse Wegspülen aller logischen Bedenken und dies Entrücken in eine Konvention übereinander purzelnder Vorgänge, in der das Schicksal des Einzelnen bei einem Chorus wildfremder Passanten die unwahrscheinlichste Teilnahme findet, dieses Aufheben aller sozialen Unterschiede zum Zwecke der musikalischen Eintracht, und diese Promptheit, mit der der Vorsatz eines Abenteuerlustigen: »Ich stürz’ mich in den Strudel, Strudel hinein« von den Unbeteiligten bestätigt und neidlos unterstützt wird, so daß die Devise: »Er stürzt sich in den Strudel, Strudel hinein!« lauffeuerartig zu einem Bekenntnis der Allgemeinheit wird — diese Summe von heiterer Unmöglichkeit bedeutet jene reizvolle Gelegenheit, uns von den trostlosen Möglichkeiten des Lebens zu erholen. Indem aber die Grazie das künstlerische Maß dieser Narrheit ist, darf dem Operettenunsinn ein beträchtlicher erzieherischer Wert zugesprochen werden. …"

"Eine Gesellschaft aber, die das Lachen geistig anstrengt und die gefunden hat, daß sich mit dem Ernst des Lebens mehr Geld verdienen läßt, hat den blühenden Unsinn der Operette zum Welken gebracht. Sie imponierte sich mit ihrer Pfiffigkeit, als sie die Unwahrscheinlichkeit einer Operettenhandlung entdeckte. Wie sollte es auch möglich sein, den im Verdienerleben unaufhörlich tätigen Verstand für einen ganzen Abend auszuschalten? … Die Forderung, daß die Operette vor der reinen Vernunft bestehe, ist die Urheberin des reinen Operettenblödsinns. … Von der natürlichen Erkenntnis verlassen, daß ein phantastisches oder exotisches und jedenfalls ein der Kontrolle entrücktes Kostüm notwendig ist, um das Singen in allen Lebenslagen glaubhaft zu machen, und ahnungslos, daß ein singender Kommis im Smoking eine Gesellschaftsplage sei, wagt diese neue Industrie das Äußerste. …"

 

aus: Karl Kraus: »Grimassen über Kultur und Bühne.«
(in: Die Fackel Heft 270-71, X. Jahr / 19.1909. – S.1-18)

 

Zum Schluss dieses noch etwas vorläufigen Eintrags soll aber unbedingt auf Eugen Egners jüngstes, 2009 erschienenes literarisches Werk hingewiesen werden: Die Traumdüse — eine Sammlung vornehmlich kürzerer Texte und Erzählungen. Zu StWs persönlichen Favoriten aus dem umfangreichen literarischen Oevre EEs gehören außerdem Die Eisenberg-Konstante, Was geschah mit der Pygmac-Expedition? sowie natürlich der ganz und gar ungeheuerliche Roman »Der Universums-Stulp«.

 

 

tre donne brutte LOGO  Ulf Wrede und StW waren Kommilitonen des gleichen Studienjahrs an der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin, wo dieser Komposition, jener Jazzklavier studierte. UW war es auch, der StW mit der mehr oder weniger im Verborgen blühenden, überaus vitalen ostberliner Kunstszene bekannt machte. Noch während des Studiums gründeten sie, gemeinsam mit dem Schlagzeuger Norbert Grandl, eine Band, welche zunächst den Namen tre donne brutte trug (später: BRUT) und sich gelegentlich um weitere Musiker erweiterte. Neben  Auftritten in Galerien und künstlerisch orientierten Jugendzentren mit eigenen Liedern nach Texten von Leonhard Lorek und Durs Grünbein sowie Coverversionen anderer Musiker (Foyer des Arts, la deutsche vita, Nico u.a.) trat die Band ab 1988 vor allem mit dem jungen Dichter Johannes Jansen auf, für dessen Vorträge eigener Gedichte und Texte die Gruppe relativ detailliert ausgearbeitete, begleitende und kontrapunktierende Improvisationen entwickelte — so u.a. bei einer Veranstaltung der Streupresse Berlin, von der Sie hier einige Photos ansehen können.

Zu den in jener Zeit (1987-89) entstandenen Liedern gehören neben anderen:

und nach Gedichten von Durs Grünbein,  nach einem Text von Else Gabriel, sowie — nach Texten von Max Goldt — , und .
BRUT logo

 

Eine Gelegenheit zu intensiverer Zusammenarbeit mit Else Gabriel, mit der Ulf Wrede wenig später das Künstlerduo (e.) twin gabriel bilden wird, ergab sich im Zusammenhang mit der Entstehung von — einer literarisch-musikalischen Performance, von welcher im Folgenden ausführlicher die Rede sein soll.



Rainer Görß: MIDGARD (1989) Einladung

Rainer Görß: midgard (1989)
Einladung, Vorderseite

Rainer Görß, damals Student an der HfBK Dresden und Mitglied jener Künstlergruppe der Auto-Perforations-Artisten, der u.a. auch Else Gabriel angehörte, inszenierte seine Diplomverteidigung als ein mehrtägiges Konzeptkunstwerk unter dem vollständigen Titel Midgard — Heldenhalden und Schaltkreismythologien. Die mittlere Burg, das mittlere Gehöft, die hiernach benannte Schlange, die um diese Welt liegt. Bildnisse und Vorgänge, ausgelöst durch das Weltbild der Nordischen Mythologie und deren Umfeld in Überlieferung angehäufter Gleichzeitigkeiten.

Im Laufe dieser drei Tage im Sommer 1989 traten in der bild- und skulpturenschweren Rauminstallation (halb Halle, halb Höhle) neben den andern Auto-Perforations-Artisten eine Reihe weiterer Künstler mit performativen Beiträgen zum Thema auf — unter ihnen Durs Grünbein, Johannes Jansen, Peter Dittmer und Jana Milev, sowie Ulf Wrede und StW mit BRUT.
Die letztgenannten stellten am Eröffnungsabend, dem 29. Juni, gemeinsam mit Else Gabriel die Performance Das Gesicht der Seherin vor.



Rainer Görß: MIDGARD (1989) Einladung, hinten

Rainer Görß: midgard (1989)
Einladung, Rückseite
(Kalligraphie: Johannes Jansen)

 

Stephan Winkler/BRUT: midgard — Das Gesicht der Seherin, Partiturseite

Partiturseite aus: midgard — Das Gesicht der Seherin, 1989

 

ist eine etwa 40minütige Gemeinschaftskomposition für zwei Stimmen, zwei Synthesizer,  Drumset/Xylophon und Violoncello.
Ihr liegt ein Text von Else Gabriel zugrunde — eine dramatisierte Collage aus Strophen und Aufzählungen der Völuspá (des ältesten Teils der Edda in der Übersetzung Karl Simrocks), Listen aus alten sprachwissenschaftlichen Lexika und eigenen Texten — häufig in Dialogform gebracht und ineinandergeschnitten, verzahnt... Abgesehen von chorischen stimmlichen Beiträgen der Band wird der umfangreiche und vielschichtige Text hauptsächlich von zwei Stimmen vorgetragen: je einer weiblichen und männlichen. Die erste übernahm in allen Aufführungen Else Gabriel, den männlichen Sprecherpart bei der Premiere in Dresden Nino Sandow.

Auf Anregung Gerd Harry Lybkes führte BRUT das Stück am 12. September 1989 noch einmal in der Leipziger Galerie Steinstraße auf, bei welcher der Galerist als zweiter Sprecher performte.

Im geschehnisreichen November 1989 wurde im Studio für elektroakustische Musik der Akademie der Künste Berlin (DDR) mit Max Goldt als männlichem Sprecher produziert.

Als Gastmusiker wirkten Bert Wrede (E-Gitarre) und Sören Linke (Trompete) mit. Toningenieur war Georg Morawetz.

Umschlag, Titel und vier Innenseiten aus dem Katalog zur Ausstellung (© Rainer Görß)

Rainer Görß: MIDGARD (1989) Katalog, Umschlag und TitelRainer Görß: MIDGARD (1989) Katalog, S.36fRainer Görß: MIDGARD (1989) Katalog, S.38f

 

Nur wenige Tage vor der Premiere von in Dresden fand am 21. Juni 1989 in der Galerie Weißer Elefant in (Ost-)Berlin-Mitte eine weitere Veranstaltung der Künstlergruppe der Auto-Perforations-Artisten (M. Brendel, E. Gabriel, R. Görß, V. Lewandowsky) innerhalb der Permanenten Kunstkonferenz mit dem Titel statt — wiederum mit einigen Gastbeiträgen. Einer dieser Gäste war StW:

 

Stephan Winkler (1989) bei "ex oriente lux" der Auto-Perforations-Artisten

 

Zwei weitere Arbeiten von (e.) twin gabriel mit Beteiligung von StW entstanden 2007: Für das Video verfasste StW stark reduzierte Arrangements einzelner Nummern aus einem besonders befremdlichen Propagandawerk Bertolt Brechts und Paul Dessaus: Die Erziehung der Hirse.
In diesem Melodram (im Original für Solisten, Chor und Orchester) wird "der große Gärtner" Stalin für seine Erfolge bei der Umerziehung der Hirse von einer undisziplinierten Wildpflanze zur für die Volkswirtschaft bedeutenden Nutzpflanze besungen — und man ist nie ganz sicher, ob durch den auftragsbedingten Zynismus des Machwerks auch tatsächlich jene Spur der Selbstironie durchschimmert, den man beiden Verfassern des hymnischen Riesentrumms ja durchaus zutraute...
Über die Videoarbeit von (e.) twin gabriel können Sie hier mehr erfahren.

 

Im Zusammenhang mit der Twingabriel-Arbeit Mooning entstand (ebenfalls 2007) — eine akustische Gemeinschaftsarbeit von Else Gabriel und Stephan Winkler, die Sie hier anhören können:     

 

 

 

Die Resultate der Zusammenarbeit zwischen Max Goldt und Stephan Winkler finden Sie hier auf den eben dieser Kooperation gewidmeten Seiten:    .

Außer den dort aufgeführten Arbeiten las MG für das Stück  seinen Kurztext back to normal ein, der am Schluss des Stückes im Zuspiel erklingt.

 

 

 

Die erste Begegnung zwischen Durs Grünbein und StW fand im Herbst 1987 statt, als dieser jenen aufsuchte, um gemeinsam nach Gedichten im lyrischen Oevre des Dichters zu suchen, die sich möglicherweise als Liedtexte eignen würden. Die beiden Lieder, die dann tatsächlich nach Grünbeinschen Gedichten entstanden, besitzen durchaus einen gewissen Charme und Stil (es sind die hier bereits erwähnten Lieder und ). Sie führten StW aber auch erstmals die Bedeutung des Unterschieds zwischen einem Gedicht (das man in der Regel liest) und einem Liedtext (den man hört, und obendrein nicht gesprochen, sondern gesungen) vor Augen.

Dennoch vergingen einige Jahre, bis sich 2002 mit endlich eine Gelegenheit ergab, eine angemessenere Form der Verknüpfung zwischen der Lyrik des geschätzten Poeten und Winklerscher Musik zu versuchen. Das dem Dichter zu seinem 40. Geburtstag zugeeignete Werk für Solo-Violine und Zuspiel basiert auf dem ersten Teil des Gedichts Das Ohr in der Uhr.
Auf den Werkseiten des Stückes erhalten Sie detailliertere Informationen über .


 

 

In den Arbeiten des jungen Dichters Johannes Jansen artikulierte sich in den späten achtziger Jahren ein hochsensibles, erfindungsreiches lyrisches Ich, das seine offenbare Unfähigkeit, den herrschenden Verhältnissen mit der allseits verbreiteten Nonchalance und Indifferenz zu begegnen, eine angespannte, beinahe wunde Intensität abtrotzte, die es reizvoll erscheinen ließ, eine neue, musikalische Form der Präsentation für diese Texte zu suchen. So kam es zur Zusammenarbeit zwischen dem Dichter und der Band BRUT, mit welcher StW musikalische Performances entwickelte, die den Vortrag der Gedichte und Kurzprosa begleitete und kontrapunktierte. In dieser Konstellation traten Johannes Jansen und die BRUT in Galerien, Clubs und bei einem Literaturfestival auf. Von einem dieser Auftritte (am 21. Juni 1988 in der Druckwerkstatt Streupresse) können Sie hier ein paar Bilder betrachten.

 

 

 

Juliane Klein und StW studierten zur gleichen Zeit an der selben Berliner Musikhochschule Komposition.

Gemeinsam mit Ellen Hünigen organisierte JK damals das, was man rückblickend als die einzigen wirklich künstlerisch inspirierenden Veranstaltungen zu zeitgenössischer Kunst eines ansonsten recht altbacken verschulten Studienablaufs bezeichnen muss: Begegnungen mit Komponisten wie Paul-Heinz Dittrich, Friedrich Goldmann und Georg Katzer sowie unvergessene Abende der Gastlichkeit und vielfältigen künstlerischen Anregungen im Hause des Musikwissenschaftlers Frank Schneider.

 

Im Sommer 1990 ermöglichte ein Stipendium des Deutschen Musikrats einigen jungen Komponisten aus den reakquirierten Bundesländern (unter ihnen JK und StW) die Teilnahme an den Darmstädter Ferienkursen.

 

auf dem Photo v.l.n.r.: Stephan Winkler, Juliane Klein,
Armin Köhler, Gisela Nauck, Annette Schlünz, Helmut Zapf, Juro Mětšk.

 

Hier wurde auch die Idee für ein Gemeinschaftsprojekt von Juliane Klein und StW geboren, das im darauffolgenden Februar in Berlin realisiert werden sollte.

Darmstädter Ferienkurse 1990, 2 Bilder von Manfred Melzer
© Manfred Melzer, Hamburg
Eine der Veranstaltungen der 13. Musik-Biennale Berlin fand am 21. Februar 1991 in jenem Haus der Künste statt, das damals noch Haus der jungen Talente, später Podewil und schließlich (bis zu seiner Abwicklung Ende 2007) tesla heißen würde. Unter dem Obertitel Gehörgänge wurden in fünf Räumen insgesamt 14 "Klangprojekte" vorgestellt: u.a. von Cage, Schnebel, Globokar und Wolfgang Heisig. Den Klubraum 2 bespielten Juliane Klein und Stephan Winkler mit dem Klanglabyrinth , das an jenem Abend für 90 Minuten begehbar war.

Der damalige Programmhefttext der beiden Urheber (wie schwer ist eigentlich ein Ur?):

Matratzenschoner, Holzwolle, Lautsprecher, Sand, Aluminiumfolie, Scheinwerfer, Glöckchen, Mikrophone, Eisenketten, Affenbrotbaumfrüchte, Ziegelsteine, Projektoren, Luftballons, Kontakte, Vlies, Podeste...

 

SOSO für Kontrabass,

soso für Klarinette,

SoSo für Gitarre.

Aus den genannten (und einigen weiteren) Materialien bauten JK und die Bildende Künstlerin Rose Schulze einen labyrinthischen Parcours, durch welchen sich jeder Besucher seinen eigenen Weg bahnte — wobei er an drei Stellen einem Instrumentalisten in einer Nische begegnen konnten (Anette Rheinfurth, Kontrabass, Unolf Wäntig, Klarinette, und Thomas Bruns, Gitarre). Diese drei Musiker spielten in festgelegten Intervallen unabhängig voneinander jeweils "ihre" der drei Solokompositionen. Neben den durch das Wechseln der Hörposition entstehenden Veränderungen des Klangbildes wurden die Besucher dieser Gehörgänge auch zu wissentlichen und unwissentlichen Auslösern klanglicher Bereicherungen: auf mechanische Weise (etwa durch mit geräuschhaften Materialien belegte Gangabschnitte) und auf elektronische (durch Kontaktmikrophone und verborgene, Samples auslösende Trittschalter).

SOSO für Kontrabass schrieb StW und soso für Klarinette JK, während SoSo für Gitarre als Gemeinschaftskomposition entstand.

Die ersten vier Partiturseiten von SoSo für Gitarre (von Juliane Klein und Stephan Winkler)

Juliane Klein/Stephan Winkler: SoSo für Gitarre solo (1991) S.1-4

Eine weitere Aufführung von fand im Herbst des gleichen Jahres in der Berliner Brotfabrik statt, wofür JK eine neue, vorproduzierte "Hintergrund Musik" schuf.
Am Ende seines Kurzaufenthaltes an der Akademie Schloss Solitude im Herbst 1991 realisierte StW in Stuttgart eine (besonders visuell) stark reduzierte Neufassung von Das Labyrinth bestand hier aus 91 schweren Schraubenmuttern, welche an extrem dünnen Nylonfäden ca. 19cm über dem Boden hingen, wobei die Senkrechten dieser Mutteraufhängungsfäden an etlichen Stellen in Kehlkopfhöhe durch ebenso dünne Waagerechten verbunden waren — ein komplett durchsichtiges Labyrinth, dessen Soundtrigger nun Lichtschranken und großflächige Kontaktmikrophone waren.

 

In der (von JK 1999 zunächst als Eigenverlag gegründeten) Edition Juliane Klein werden seit 2010 auch StWs Kompositionen verlegt.

 

 

 

Der Musiktheater-Experimentator und Videokünstler Daniel Kötter schuf ein das gesamte Konzertprogramm des -Projekts visuell durchkomponierendes, auf vier weiße Leinwandstelen projiziertes Video. Auf diese Weise kam auch das letzte Stück des Programms, von StW, zu einem interessant grün flackernden filmischen Bordun.

Eine (tonlose) Slideshow des Videos können Sie hier betrachten, den Anfang des Stückes hier anhören.

 

 

Jesko Marx, 2004
Jesko Marx, Merano, 2004

Im Frühjahr 1996 begann StW die Arbeit an und begab sich gleichzeitig auf die Suche nach einem jungen Videokünstler, der für die Idee zu gewinnen wäre, ein Video zu erstellen, das den kompletten reichlich vier Stunden durchkomponierter Musik des Projekts eine angemessene visuelle Ebene beizugesellen imstande wäre.

StW fand diesen schließlich durch die Vermittlung gemeinsamer Freunde in dem damals kaum zwanzigjährigen Jesko Marx, den der Umfang der übernommenen Aufgabe zwar beinahe ebenso an alle physischen und psychischen Grenzen manövrierte wie den Komponisten des Werkes — am Abend der Premiere fügte sich aber beides bestens zueinander und der Grundstein für weitere Zusammenarbeiten war gelegt.

Bilder vom Premierenabend können Sie hier betrachten.

Einzelne der 47 Pfade können Sie hier anhören.

Nach dem in jeder Hinsicht das ästhetische Risiko suchenden Großprojekt folgte wenige Monate später mit eine eher pragmatisch ausgerichtete gemeinsame Auftragsarbeit: ein Video für die weltweite Promotion des Red Dot Awards des Designzentrums Essen. Hier können Sie die dafür entstandene Musik anhören.
Für den lange gehegten Wunsch ein gemeinsames Werk zu schaffen, bei dem — gegen alle zeitgenössischen Kunstdoktrinen notorischer Synchronizitätsvermeidung — die Verschmelzung der musikalischen und bildlichen Ebene so weit getrieben würde, dass man dem Ergebnis nicht anmerkt, welche der Ebenen "zuerst da war", ergab sich mit der Entstehung von eine willkommene Realisationsgelegenheit.
Die um die Jahrtausendwende in Paris entstandene Komposition für sechs Saxophone in strenger Rechts-links-Aufteilung von zwei Gruppen (ZIG und ZAG) à 3 Spielern mit wechselnden Instrumenten inspirierte JM zu dem von verwandter konstruktiver und formaler Disziplin geprägten Video , über das Sie hier mehr erfahren können.
Die Uraufführung des Films (mit Live-Saxophonisten) fand beim -Konzert am 9.11.2001 in Berlin statt. Im Mai 2005 erlebte seine amerikanische Premiere in Montréal und im Juli des selben Jahres wurde der Film auf der DVD-Seite der DualDisc des Deutschen Musikrates veröffentlicht, auf deren CD-Seite drei Kammermusiken StWs in aufwändigen Mehrspurproduktionen vorgestellt werden.

Gemeinsam mit Steffen Höllein erarbeitet JM seit 2004 großformatige visuelle Kunstprojekte im Grenzgebiet zwischen Photographie und Videokunst, über die Sie hier Näheres erfahren.

 

 

 

Für eines der beiden -Projekte, die der Idee des Remixens gewidmet waren, entstand im Jahre 2004 , das eine Re-Komposition von Helmut Oehrings in kleinste Partikel zerlegter Kammermusik Leuchter darstellt. Auf den Werkseiten von erhalten Sie nähere Informationen.

 

 

Erik Schäffer und StW begegneten sich Mitte der neunziger Jahre in den snaredrumdurchzuckten Katakomben des damals noch kulturell fruchtbar brachliegenden Berliner Zentrums. Eine in die frühmorgendliche Dämmerung leuchtende blutige Braue des einen als Kollateralschaden allzu wilder Pirouetten des vom anderen gern gepflegten (und von ihm selbst auch so deklarierten) Hans-Huckebein-Tanzstils konnte dem Beginn der Freundschaft ebensowenig anhaben wie den wenig später beginnenden verschiedengestaltigen Kooperationen.

Für ein gemeinsames Projekt namens (nach einem Titel der Cocteau Twins) entstand ein gutes Dutzend Tracks. Der gemeinsame Enthusiasmus für die damals florierenden Formen elektronischer Tanzmusik führte dennoch bald in verschiedene Richtungen. Doch sollten sich auch später immer wieder Gelegenheiten zur Zusammenarbeit ergeben.
Einen kleinen Überblick über die damalige Kooperation bietet der nebenstehend anhörbare Mix aus einigen der -Tracks.


OOMINGMAK

demo mix




[16:31]
Zum -Projekt steuerte Erik Schäffer unter dem Titel einen Remix von StWs bei, von welchem Sie hier einen Ausschnitt anhören können.

Heute arbeitet ES als Produzent und Komponist elektronischer Tanzmusik — hauptsächlich mit dem Projekt MONOSURROUND, über das Sie hier Aktuelles lesen, hören und sehen können.
Den im Jahre 2004 für die gleichnamige MONSURROUND-Vinyl-Single entstandenen finden Sie (als extended Pre-Master-Version) hier.

 

 

 

 

Der in Montréal ansässige, international gefragte Videokünstler Frédéric St-Hilarie schuf 2005 für die kanadische Erstaufführung von ein Video, von welchem Sie auf der -Seite einige Slides betrachten können.

Weitere Arbeiten von FSH finden Sie u.a. auf seiner Facebook-Seite.